Wir freuen uns sehr, aus der Schweiz sonnig warme
Temperaturen zu vernehmen. Denn bei uns ist etwas gar viel los: in Curitiba (900
m.ü.M.) hat es in der Nacht auf Dienstag geschneit – was seit 35 Jahren nicht
mehr der Fall gewesen ist. Wir frieren uns hier (auf etwa 400 m.ü.M.) bei
knappen 5 Grad, starkem Wind, Regen und einer unangenehmen Luftfeuchtigkeit durch
den Trainerkurs in Rolandia. Und die einen oder anderen Schweizer müssen zu
ungewöhnlichen Massnahmen greifen, um nicht überall am Körper kalt zu haben.
Der Fantasie ist keine Grenze gesetzt. Und auch Trainings sind nicht mehr ganz
so gut aufgrund des Wetters, sodass der Wollmützenverkauf in der Pause auf
reissenden Absatz stösst. Und etwas gar nicht geglaubtes war auch noch
aufgetaucht: Brasilianer haben kalt, sehr kalt – und können deshalb keine Aussenaktivitäten
machen. Immerhin trotzten knapp 20 Personen diesen Bedingungen, und sogar eine
geschlossene Halle konnte innerhalb eines Morgens organisiert werden. Etwas gar
verrückt, denn eine Theorie in einem geschlossenen Saal ist schon wieder zu kalt…
Doch nun ein Rückblick. Die Nachtfahrt aus dem regnerisch
kalten Foz ins tüppig warme Rolandia verlief für die meisten schlafend. Die
Müdigkeit breitete sich schnell aus, die Gespräche verstummten schnell. Die
Summe des Schlafes überstieg bei allen die des ersten Transportes. Früh trafen
wir in Rolandia ein, was für einen Nachtbus eher aussergewöhnlich ist, sind sie
doch meistens um mindestens eine Stunde zu spät – aber gleich 45 Minuten zu
früh ?!? Die Fahrweise hat wohl das ihrige dazu beigetragen, war es doch eher
wie auf einer Safari als auf einer Autobahn.
In Rolandia bewohnen wir Büros eines Drogenrehabilitationszentrums,
welches von einem Schweizer geführt wird. Wir haben hier wieder ein Stück
Heimat gefunden, welches wir sehr schätzen. Das Zusammenleben mit diesen Leuten
ist für uns eine Herausforderung. Unsere Sicherheit ist garantiert, und mit
geeigneten Massnahmen sorgen wir dafür, dass wir uns wohlfühlen.
Der Sonntagmorgen stand zur freien Verfügung beziehungsweise
zur Akklimatisation. Trotz der Warnung, dass die Schuhe von der Erde rot
abfärben und dies nicht mehr gereinigt werden kann, trafen sich vier Unentwegte
zu einer Joggingtour. Die einen top ausgerüstet, die anderen in Flipflops… Das
tüppige Wetter hinderte zwar die Leistungsfähigkeit, doch das Erlebnis
entschädigte für die 55-minütigen Strapazen. Am Nachmittag machten wir uns auf zu
einer Pousada, ein Landhaus mitten im Urwald. Ein Schweizer führte uns durch
sein touristisches Anwesen, welches faszinierende Anblicke in den Tropenwald ermöglichte.
Nur das bedeckte Wetter trübte die Stimmung etwas. Als Abschluss dieses
Rundganges gab es ein grosses Buffet, an welchem wir inoffiziell bereits das
Nachtessen vertilgten. Feine Succos, selbstgemachte Konfitüre und Brot
schmeckten uns. Und natürlich konnten praktische Accesoires erstanden werden.
Die Trainerausbildung startete am Montagmorgen, wenn auch
gar etwas früh. So wurde das spärlich späte eintrudeln vieler Kursteilnehmenden
interpretiert. Doch irgendwann musste es losgehen. Nach vielen
Startinformationen und der Vorstellung von bereits unihockeyspielenden Arbeiten
und Schulen trennten wir die Gruppen. Die Jugendlichen der Drogenreha
trainieren direkt auf dem Campus, die Sportlehrer in der Stadt. In einer
Bedürfnisanalyse stellten wir fest, dass praktisch sämtliche Teilnehmer ohne
Vorwissen antreten. Die Schweizer Trainer des Fortgeschrittenen-Kurses sind gefordert,
bieten sie doch einen Basiskurs an.
Am Montagabend erzählte uns Seppi von Land und Leuten, dem
Drogenrehazentrum und die Geschichten hinter den „Schülern“ (Personen hier auf
Entzug). Die Geschichten berührten uns tief und wühlten auf. Das Traurige: die
Geschichten sind immer wieder die gleichen, nur die Namen ändern sich.
Am Dienstag ging es mit den Trainerkursen weiter. Ob in der Kapelle
des Zentrums oder „in einer gedeckten Halle“ – der Einsatz war trotz regnerischem
Wetter, winterlichen Temperaturen und ungünstigen Bedingungen fantastisch. Die
ersten Fortschritte waren bereits am Nachmittag ersichtlich.
Ein spezielles Erlebnis haben die Männer. Der tägliche Gang
zur Dusche ist gar nicht so einfach. Entweder kalt direkt neben dem Zimmer –
oder halt in einem anderen Teil des Gebäudes warm. So gilt es, alle Sachen zu
packen, das Gebäude durch den Esssaal zu durchqueren und in die Niederungen des
Hauses zu laufen, wo sich 3 elektronische, teilweise warme Duschen befinden.
Von uns bereits liebevoll als „Kerker“ bezeichnet, ist es jedesmal etwas
bedrückend, dort zu duschen. Ab und zu kommt der Gedanke auf, was wäre, wenn
wir uns dort alleine duschen müssten und jemand kommt hinein…
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Im Urwald auf Erkundungstour vor eine altem Baum. |
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Training der Jugendlichen im Rehazentrum |
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Die Jugendlichen können auch in der kleinen Kapelle trainieren |
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Die Sportlehrer in der geschlossenen Halle in Aktion |
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Die Sportlehrer machen sich Notizen - der Anfang von etwas Grossem? |
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